Die nuraghische Kultur hatte ihre Anfänge in der Mittleren Bronzezeit (1600 v. Chr.) und dauerte ca. ein Jahrtausend bis zur Ankunft der Karthager 600 v. Chr. Der Name dieser Kultur leitet sich von ihren charakteristischen Bauten ab, die ein fixer Bestandteil der sardischen Landschaft sind: die Nuraghen. Es gibt ungefähr 7000 Nuraghen – eine beträchtliche Anzahl im Vergleich zur Fläche der Insel, die ca. 24000 km2 beträgt. Die Nuragher haben zwar keinerlei schriftliche Aufzeichnungen hinterlassen, aber archäologische Funde geben zunehmend Aufschluss über ihre Lebensweise, deren Grundlage die Nutzung des natürlichen Lebensraumes war. Die nuraghische Gemeinschaft, die sich aus Baumeistern, Hirten, Bauern, Fischern und Metallhandwerkern zusammensetzte, besaß auch ausgezeichnete Kenntnisse über das Meer. Davon zeugen ca. 70 Votivboote in Bronze, die im Vergleich zu den im restlichen Mittelmeerraum gefundenen Votivbooten originalgetreu abgebildet sind. Im Gebiet von Tempio Pausania konnte man aus Bodenproben entnehmen, dass die Viehzucht die Basis der Wirtschaft war. Es gibt 2 Arten von Nuraghen in Sardinien: die Korridor – sowie die Tholosnuraghe.
Die letztere besteht aus einem kegelstumpfartigen Turm mit einer fast kreisrunden Kammer, hervorspringendem Mauerwerk und einer kuppelartigen Abdeckung. Die Korridornuraghe hingegen nützt die natürliche Steingestaltung aus und baut sie in ihre Struktur ein. So entstehen eher plumpe Bauten im Vergleich zur Monumentalität und Eleganz der Tholos-Nuraghe. Im Gegensatz zur zweckdienlichen Räumlichkeit überwiegt hier das Mauerwerk. Der nutzbare Raum war bestimmt die Terrasse, die alle Nuraghen besaßen. In der Gemeinde von Tempio Pausania befinden sich 22 nuraghische Fundstellen. Die besterhaltenste ist die Nuraghe Majori, in der man kürzlich mit archäologischen Ausgrabungen begonnen hat. Sie erhebt sich 498 m ü.d.M. auf einem Granithügel, umgeben von einem dichten Wald aus Kork -, Stein -, Stieleichen sowie Eschen und Erlen. Im Unterholz wachsen Erdbeerbäume, Mäuse-dorn, Erika und andere Mittelmeersträucher.
Das Monument befindet sich in einer strategisch günstigen Lage. So konnte das Gebiet gemeinsam mit den zahlreichen, umliegenden Nuraghen kontrolliert werden. Von der Nuraghe Majori aus hatte man guten Sichtkontakt zu den Nuraghen Lu Polcu, Budas, Izzana, Naracheddu, Naraconi, Monti di Deu, Agnu und Bonvicinu. Die Nuraghe hat einen fast kreisförmigen Grundriss und besteht aus mittleren bis großen Granitblöcken, welche am Eingang sorgfältiger verarbeitet sind. Die Ausrichtung des Zugangs ist wie üblich nach Südosten orientiert, um vor dem Mistral (Wind) zu schützen und das Sonnenlicht am besten zu nutzen.
Die Nuraghe Majori kann als Mischtyp bezeichnet werden, da sie die Merkmale der Korridor- als auch der Tholos-nuraghe aufweist. Der Eingang ist von einem Querbalken begrenzt. Darüber liegt ein Fensterchen, das das Mauerwerk entlastet. Von hier gelangt man in den Korridor, der das Mauerwerk der Länge nach teilt; derselbe ist im hinteren Teil von Querbalken abgedeckt und läuft am Eingang spitz zu.
Die von Querbalken über-ragten Eingänge führen links und rechts in ellipsenformige Nischen, die in Tholos-Kuppeln abgedeckt sind. Der linke Eingang führt ebenfalls in eine ellipsenförmige Nische, mit einer Kuppel in Tholosform. Der Korridor endet in einem halbkreisförmigen Vorhof, über dessen Stufen man zu den oberen Anlagen gelangt. Hier findet man weitere Reste von einem Mauergürtel, in dessen Inneren sich eine Kammer befand, die zur Konservierung von Vorräten diente.
Während der Ausgrabungen hat man nuraghische Fundstücke entdeckt, die auf das Ende der Mittleren Bronzezeit sowie die Späte Bronzezeit (XV-X Jh. v. Chr.) zurückgehen: Kochgeschirr, Töpfe und spitz zulaufende Tassen. Diese Utensilien sind der Beweis dafür, dass die Nuraghe als Wohnraum benutzt wurde. Die Nuraghe Majori hatte ursprünglich auch ein eigenes Dorf, das sich aus runden Steinhütten zusammensetzte, die ein Dach aus Holz und Laubwerk hatten und die noch darauf warten, ausgegraben zu werden. Es gibt auch Zeugnisse, dass die Nuraghe während des Mittelalters benutzt wurde.
Balares hat einen Naturlehrpfad angelegt, der den Besucher, zusammen mit botanischen Erläuterungen, durch die Farben und Düfte der Macchia mediterranea führt. Nur eine eine wirkliche Passion für die sardische Kultur kann dieses Engagement von Balares, seit Jahren selbstfinanziert durch die Einkünfte aus den Karten-verkäufen, am Leben erhalten.